Die Sage der "Weißen Frau von Hoheneck"

Vor langer Zeit lebte auf einer Burg, Plassenburg nennt man sie, Kunigunde, Witwe des Grafen Otto von Orlamünde (* um 1303, + 1382) mit ihren zwei Kindern. Der Graf war auf einem Kreuzzug ungekommen und die junge, schöne Gräfin wollte, nachdem sie ein Jahr in Trauer verbracht hatte, sich in Albrecht den Schönen, Sohn des Nürnberger Burggrafen Friedrich IV. verliebt. Der aber zögerte und ließ verbreiten, er würde sie heiraten, wenn nicht vier Augen im Wege stünden. Damit waren seine Eltern gemeint, die eine solche Verbindung ablehnten.

Epitaph der Kunigunde von Orlamünde (um 1303 - 1382)
Epitaph der Kunigunde von Orlamünde (um 1303 - 1382)

Kunigunde missverstand jedoch die Nachricht und bezog sie auf ihre zwei Kinder, ein Mädchen von zwei und einen Jungen von drei Jahren. Blind vor Leidenschaft stieß sie eines Nachts den armen Kleinen eine lange, goldene Nadel in die noch zarten Köpfchen und erzählte am anderen Morgen, ihre Kinder seien des Nachts plötzlich gestorben.

 

Aber gar bald regte sich die Reue. Und als aus der Heirat nichts wurde, schlug ihr Gewissen noch heftiger. Sie fand keine Ruhe mehr, sie nahm schwerste Buße auf sich, auf den Knien rutschte sie an das Grab ihrer gemordeten Kinder - alles half nichts.

 

Schließlich gründete sie ein Kloster in Gründlach bei Nürnberg, entsagte allem Weltlichen, wurde Nonne und lebte bis an ihr Ende nur noch ihrer Reue. Aber auch nach ihrem Tod konnte sie keine Ruhe finden. Ihr Geist wandelt noch heute durch alle Schlösser, die den Nachkommen der Burggrafen von Nürnberg (Hohenzollern) gehören, um dessentwillen sie jene furchtbare Mordtat begangen hatte.

 

Noch zu Lebzeiten hat Kunigunde das Haus Hohenzollern verflucht und angedroht, mit ihrem Erscheinen als Geist Unglück zu verkünden.

 

Hier auf Hoheneck, das ja auch zu den Besitzungen der Hohenzollern zählt, ist sie seit langem nicht mehr gewesen. Das letzte Mal sah sie die Großmutter unseres gnädigen Herrn, als sie noch eine ganz junge Frau war. Sie ist im selbigen Jahr gestorben. 

Im gleichen Jahr wurde Hoheneck von einem Haufen aufständischer Bauern angegriffen. Um ein Haar wäre es ihnen gelungen, sich der Burg zu bemächtigen. Nur mit Mühe konnten sich die Hohenecker behaupten. Schließlich mussten die Bauern mit blutigen Köpfen abziehen. Im Wallgraben blieben drei Dutzend Tote und einige umgestürzte Leitern liegen. Die Hohenecker hatten mehrere Verwundete und nur einen Toten.

 

Bis vor wenigen Jahren hing in einer Nische des langen Ganges, der zum großen Rittersaal führt, ein lebensgroßes Bild von der Weißen Frau mit dem Nonnenschleier über Haupt und Schulter und einer Laterne in der rechten Hand. Mit leeren Augen starrte sie den Besucher an. Man erzählt sich, daß in mondhellen Nächten bisweilen nur der Rahmen des Gemäldes an der Wand gehangen sei. Gesehen aber hat die weiße Frau seit jener Nacht des Jahres 1525 niemand mehr ...

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: www.ipsheim.de und Wikipedia